Taiji im Grüneburgpark

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Taijiquan Grundlagen: Welche Techniken und Prinzipien stehen hinter dem Taijiquan? Taiji Kurse: Lernen Sie die Taijiquan Grundlagen in Frankfurt: Ort und Zeit Taijiquan Frankfurt & Offenbach


Image Sören Aissen

Die Taijiquan / Tai Chi Chuan Grundlagen wie sie in unserem TaiChi Wochenkurs in Frankfurt unterrichtet werden.



In unserer Kunst spielen das Erlernen und Verfeinern der Taiji Grundlagen und Prinzipien eine enorm große und wichtige Rolle. Die Prinzipien des Taijiquan habe ich an so einigen Stellen auf diser Webseite beschrieben und auch hinsichtlich ihrer großen Bedeutung erklärt. Jedoch sind diese Taijiprinzipien in Zusammenhang mit den zu lernenden Anwendungsarten sehr umfassend und müssen ausreichend geübt werden um Verständnis dafür zu erlangen. Der Unterschied zwischen Meister und Schüler, wie auch zwischen Qi Gong Übung und Taijiquan liegt in der Anwendbarkeit dieser Grundprinzipien des Tai Qi.

Taijiquan ist rund, in stetem Wandel und in einem andauerndem Fluss von Yin zu Yang und wieder zurück ohne Unterlass. Tai Chi ist weich und sanft und fließend und anmutig in den Bewegungen, es fördert den Geist und die Gesundheit, es ist Meditation in Bewegung, mitfühlend und voller Harmonie.

Taijiquan könnte so schön und angenehm sein, wenn ... ja wenn ...

Genau, wenn das böse Wörtchen "Quan" nicht wäre!
Quan = Faust, Kampfkunst, Boxkunst;  Taijiquan = Boxkunst, Faustkampfkunst nach dem Yin/Yang bzw. Taijiprinzip

Ja, dieses eine Wörtchen ist der Spielverderber! Denn dieses Wort beschreibt eine Kampfkunst und in unserem Fall sogar ein Gong Fu das seinen Ursprung und Kampfkunstinhalt in der schlachterprobten Kriegskunst der damaligen Zeit findet.

Zur Erinnerung: Der Begründer des Taijiquan, Chen Wangting (1597-1664), übernahm die meisten seiner Figuren des heutigen Chenstiltaijiquan aus dem berühmten Buch Qi Jiguangs. Auch andere Stile des Gong Fu und auch das Karate nehmen Bezug auf die von Qi Jiguang favorisierten Boxfiguren. Ähnlichkeiten sind hier durchaus vorhanden! Diese Figuren entstammten den damals bekanntesten und hinsichtlich ihrer Effektivität besten Stile der Kampfkunst des alten Chinas. Die von Qi Jiguang zusammengestellten Bilder stehen meiner Meinung nach nicht nur für einzelne Figuren, sondern sollten einen weitreichenden Kampfkunstinhalt nebst deren Prinzipien innerhalb des Ablaufs der entsprechenden Figur vermitteln. Diese sollten daher entsprechend geübt werden. Resultierend ergibt sich daraus ein tiefes Verständnis der Kampfkunst in allen wichtigen Disziplinen und Distanzbereichen, incl. der der historischen Waffen. Dies war wohl auch das Ziel des kampfkunstinteressierten Berufskriegers Meister Chen Wangting.
Bedenkt man, dass sich im Chenstil je nach Zählweise und Unterteilung 41 – 43 verschiedene Figurbilder allein in den beiden Handformen zeigen, lässt sich der Umfang unserer Kampfkunst erahnen. Bedenkt man ferner, dass allein der Inhalt einiger wenigen Kampfstellungen (so z.B. das Stück „Den Mantel befestigen“ bis „Dan Bian“ - also drei Bilder) fast einen kompletten Stil ergeben, zeigt sich die Effektivität dieser nicht leicht zu erlernenden Kampfkunst sehr deutlich. Im Vordergrund des kämpferischen Inhalts unserer Bewegungs- und Kampfkunst stand also damals das schnelle Töten des Gegners um das eigene Überleben zu sichern. Einige der Techniken im Tai Chi Chuan sind geradezu gemein und unsportlich. Das Mitfühlen und Einfühlen wird hier zum eigenen Vorteil und damit zum Nachteil des Gegners gebraucht und das ist auch gut so.

Doch immerhin, wir lernen wenigstens was Einfühlen und Mitfühlen bedeutet. Damit haben wir den allermeisten Menschen schon eine ganze Menge voraus. Vor allem deshalb, da wir auch diese Fähigkeiten als Grundlage unserer Kampfkunst im täglichen Üben zu verfeinern suchen und uns einer stetigen Selbstreflexion bezüglich der Kultivierung dieser Kunst unterwerfen. Die hier erworbenen Kenntnisse lassen sich natürlich auch gesundheitsorientiert einsetzen. Je tiefer und umfassender diese Kenntnisse sind, desto gezielter und feiner kann ich sie einsetzen - ganz gleich ob in der Kampfkunst zur Verteidigung meiner eigenen Gesundheit gegen äußere Einflüsse oder zur Verbesserung und Wiederherstellung der Gesundheit anderer im Therapeutischen Bereich.

Wie kann man aber die Grundlagen des Taijiquan verstehen lernen?

Die Antwort ist einfach: Durch Üben und Lernen der Kampfkunst. Und Kampfkunst, also Gong Fu (gesprochen Kung Fu) lernt man in den Anwendungen und in der Übungspraxis! Ohne das Kämpfen zu üben kann sich keine Kampfkunst, kein Kung Fu / Gong Fu, entwickeln und ohne Kampfkunst kein Taijiquan! Ohne die Kampfkunst des Taijiquan zu lernen bleibt einem das Verständnis der Taiji-Prinzipien immer verschlossen. Selbst dann, wenn man den Text über die Prinzipien des Tai Chi gelesen hat. Erst in den Taijiquan-Anwendungen bin ich wirklich gezwungen nach den Taiji-Prinzipien zu Handeln und bekomme eine stetige Rückmeldung hinsichtlich der Funktionalität meines Gong Fu.

Es ist also leider möglich in jahrelangen und ausdauernd täglichen Training an unserer Kampfkunst vorbei zu lernen und dabei trotzdem eine gute Figur zu machen. Zumindest für das ungeübte Auge. „Das Schöne ist nicht gut und das für die Kampfkunst Gute ist nicht schön“ sagte Chen Wangting, der Gründer des Taijiquan. Dabei hat er sich an der Arbeit des berühmten Generals Qi Jiguang (1527 -1588) orientiert, welcher eine ähnliche Aussage hinsichtlich der Kriegskampfkunst tätigte.

Kampfkunst ist gefährlich und muss es auch sein, sonst ist es keine Kampfkunst! Das sollte man bei seinem täglichen Training im Hinterkopf behalten. Übe ich also etwas, am besten noch mit einer Waffe und habe das Gefühl, dass das was ich da gerade tue zwar schön weich und sanft ist und ich die Energie, das Qi, nur so fließen und sprudeln spüre, ich aber keinen Schaden damit anrichten könnte selbst wenn ich wollte, dann ist was faul. Dann ist das was ich da tue wahrscheinlich kein Taijiquan! (Und mit Schaden meine ich nicht, dass sich ein mutiger Mensch ein paar Schrammen holt aber kampffähig bleibt, wenn er mir vor die Waffe oder Fäuste rennt).

Oft sind sich Schüler und Lehrer des Tai Chi (aber auch in anderen Kampfkünsten) nicht bewusst über den Weg vom Groben zum Feinen. Speziell in den so genannten inneren Kampfkünsten wollen viele der Übenden nicht erkennen und wahrhaben, dass Kampfkunst immer etwas Grobes ist. Viele Anhänger dieser Künste versuchen daher nicht das Grobe zu verfeinern, sondern sie starten schon im Feinen und Sanften und versuchen dieses Sanfte zu verfeinern. Das Ergebnis ist mit viel Glück gutes Qigong. Aber keine Kampfkunst! Denn Kampfkunst entwickelt sich von Grob zu Fein, das Grobe ist demnach nicht nur der Startpunkt sondern die Basis – auch die mentale Grundlage eines funktionierenden Gong Fu. Das Feine brauche ich um das Grobe wirksam zu machen. Die alten Meister und schlachterfahrenen Kriegskampfkünstler waren mit Sicherheit keine Weicheier, die hilflos mit den Armen fuchtelten um einen Angriff abzuwehren.

Und ganz ehrlich, bei wem funktioniert das mit dem ewigen Fluss und der Rundheit und dem Wechsel zwischen Yin und Yang noch wenn er einem massiven Angriff ausgesetzt ist? Aber genau das ist das Übungsziel und sollte es auch sein. Nämlich das Feine zu entwickeln ohne die Basis zu verlieren und die Prinzipien so zu verstehen wie sie anwendbar sind. Nicht das Schöne, das Funktionierende ist Kampfkunst.

Ich hoffe mit diesem und den folgenden Texten den Schülern ( und Lehrern ) die Scheu zu nehmen und die Motivation zu geben das Tai Chi samt seiner Kampfkunstprinzipien auch in den praktischen Anwendungen zu üben und auszuprobieren. Und ihre Kampfkunst von Grob nach Fein zu entwickeln, selbst wenn sie dabei ein paar blaue Flecke in Kauf nehmen müssen. Denn: Wir lernen eine Kampfkunst, wir lernen Gong Fu, wir lernen Praxis, wir lernen Taijiquan!

Nachtrag:

Mit Grob meine ich natürlich nicht steif! Und auch nicht hart! Ich meine damit, dass man keine Scheu haben sollte, auch mal etwas robuster zur Sache zu gehen. Zumindest, sollte dem Schüler nach und nach die Scheu vor Kontakt genommen werden. Das ist meiner Meinung nach auch im Anwendungstraining sehr wichtig, will man eine Kampfkunst verstehen lernen. In der Selbstverteidigung ist es ohnehin von größter Wichtigkeit, will ich meinem Gegner die Lust am Prügeln nehmen. Wir machen aber natürlich Taijiquan und lernen dieses auch von Beginn unseres Unterrichts an. Taijiquan bedeutet natürlich nicht steif, sondern weich! Und gerade das ist es, was diese Kunst so erfolgreich macht. Denn gerade die Weichheit ist das Geheimnis, einen Fajin oder irgendeinen Schlag (mit welchem Körperteil auch immer) durchdringend zu gestalten. Also außen hart und innen weich und nachgiebig und umgekehrt im Wechsel! Im Gegensatz zu den sogenannten Äußeren Stilen verausgaben wir uns nicht bei unseren Schlägen. Das heißt, wir verschwenden unsere Energien nicht. Im Gegenteil, wir gewinnen Energie von unserem Gegner und geben nur wenig davon wieder zurück! Also viel Yin und wenig Yang – das ist das Geheimnis! Somit bewegen wir uns stets im Plus. Dazu muss ich aber lernen weich und flexibel zu sein. Denn, ich versuche ja, in jeder Situation, die Energien des Anderen aufzunehmen und nicht dagegen an zu kämpfen oder diese auszustehen bzw. dagegen anzustehen! Dazu darf ich keine Furcht vor den Energien des anderen haben – das lernt man in dem, was ich als das Grobe bezeichne. Das Aufnehmen können ist die große Kunst und beruht auf dem Verständnis des Weichen. Was ich im Zweikampf will ist: Die Energie des Anderen sinnvoll in meinem Körper zu verwerten. Dazu, muss ich sie zwangsläufig in mich aufnehmen und nicht einfach nur an mir vorbei leiten! Erlerne ich diese schwierige Kunst (jedoch nicht so schwierig wie man meint), wird das Taijiquan lebendig.

Sören Aissen


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